Der Verein Artenförderung Schweiz wurde im Frühling 2018 gegründet. Seit 2019 werden jährlich ein bis zwei neue Projekte lanciert. In sechs unterschiedlichen Projekten werden momentan Massnahmen umgesetzt zur Förderung von Arten, welche in der Schweiz äusserst selten oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Zwei Projekte des Vereins wurden bereits erfolgreich abgeschlossen.

Folgeprojekt Holzkäfer

Projekt zur Förderung gefährdeter Käferarten in der Schweiz, 2024 – 2027

Im vierjährigen Holzkäfer-Projekt (2020-2023) gelang es der Projektleiterin Lea Kamber, einige bedrohte xylobionte (auf eine Baumart spezialisierte) Käferarten in ausgewählten Gebieten wieder aufzuspüren. Dort wurden dann die notwendigen Erhaltungs- und Fördermassnahmen für die Arten umgesetzt. Ebenfalls wurden Korridore für die Vernetzung verstreut lebender Populationen geschaffen und in der ‚Natur‘ tätige Akteure über die Bedeutung der Zielarten und deren Bedarf an Lebensraum informiert (Details siehe Schlussbericht).

Dem erfolgreichen Projekt folgt nun nahtlos ein weiteres Projekt zur Förderung gefährdeter Käferarten mit neuen Zielarten und Projektstandorten:

Das erste der zwei Teilprojekte fördert den vom Aussterben bedrohten Juchtenkäfer bzw. Eremit (Osmoderma eremita, Status CR). Da die Suche nach dieser Art sehr aufwändig ist, wird sie in verschiedenen Landesteilen mit einem Spürhund gesucht und ihre Habitatbäume bei erfolgreichem Nachweis geschützt.

Im zweiten Teilprojekt werden seltene Holzkäferarten am Jurasüdfuss gefördert, welche auf Föhren* und grosse Linden** angewiesen sind (siehe Zielarten unten). Während die Föhre für die Forstwirtschaft uninteressant ist und daher immer seltener wird, kommen Linden noch häufiger vor. Aufgrund der aktuellen Waldbewirtschaftung bleiben diese aber klein und bieten keinen Lebensraum für Holzkäfer. Im Projekt werden aufkommende Linden freigestellt, Föhren gepflanzt, und wichtige Habitatbäume geschützt.

* Düsterbock (Asemum striatum, Status VU)
* Achtpunkt-Kiefer-Prachtkäfer (Buprestis octoguttata, VU)
** Grosser Augenfleckenbock (Mesosa curculionoides, CR)
** Achtpunktiger Pappelbock (Saperda octopunctata, VU)

Projektleitung Teilprojekt Eremit: Barbara Huber, info(at)barbarahuber.ch
Projektleitung Teilprojekt Jurasüdfuss: Lea Kamber, info(at)coleoptera.ch

Aufwertung Steinbruch «Cava di Loverciano»

Förderung stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten durch Aufwertung des Steinbruchs «Cava di Loverciano» bei Mendrisio TI, 2024 – 2028

Im Kanton Tessin, östlich von Mendrisio befindet sich der Steinbruch «Cava di Loverciano». Durch die Aufgabe der Bewirtschaftung des Steinbruchs in den letzten zwei Jahrzehnten ist das Gebiet stark zugewachsen. Wertvolle Lebensräume und ihre charakteristischen Arten wurden zurückgedrängt und verschwinden langsam. Mit Massnahmen gegen die Verbuschung und mit einer konsequenten Neophytenbekämpfung wird der Steinbruch wieder aufgewertet. Besonders gefährdete, lokal vorkommende Arten werden mit gezielten Massnahmen unterstützt wie beispielsweise dem Bau von Totholzhaufen oder der Förderung von Raupen-Nahrungspflanzen sowie Nektarpflanzen für Falter.

Die drei Hauptzielarten sind:

  • Die Felswand-Pflanze – Wegwartenblättriges Brillenschötchen – Biscutella cichoriifolia
  • Der wärmeliebende Käfer – Brauner Trauerbock – Herophila tristis
  • Die heimlichen Bestäuber – Diverse Nachtfalterarten des Steinbruch-Lebensraums

Ziel des Projektes ist es, den Steinbruch «Cava di Loverciano» als wertvollen Lebensraum für bedrohte Arten vor Ort wieder zu optimieren und mit gezielten Massnahmen ökologisch aufzuwerten.

Das Projekt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Natur und Landschaft des Kantons Tessin, Guido Maspoli, und der Projektleitung vor Ort, Bärbel Koch.

Schnecken und Schneckenhausbienen

Förderprojekt: Gefährdete Schneckenarten und Schneckenhausbienen der Trockenstandorte im Kanton Zürich, 2022 – 2026

Schneckenarten der Trockenwiesen und -weiden (TWW) sind in der Schweiz stark bedroht: Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und der erhöhte Nährstoffeintrag, aber auch die Nutzungsaufgabe und die daraus resultierende Verbuschung und Verwaldung von Trockenstandorten führt zum Verlust von geeigneten Lebensräumen. Vom Rückgang gefährdeter TWW-Schneckenarten sind auch direkt einzelne Wildbienenarten betroffen. Sie sind auf Schneckenhäuser angewiesen um darin zu nisten oder zu übernachten.

Zielarten:

  • 5 TWW-Schneckenarten: Quendelschnecke (Candidula unifasciata), Westliche Heideschnecke (Helicella itala), Wulstige Kornschnecke (Granaria frumentum), Zebraschnecke (Zebrina detrita) und Östliche Heideschnecke (Xerolenta obvia)
  • 4 Schneckenhausbienen: Rothaarige Schneckenhausbiene (Osmia rufohirta), Bedornte Schneckenhausbiene (Osmia spinulosa), Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor), Goldene Schneckenhausbiene (Osmia aurulenta)

Ziel des Projektes ist es, die aktuellen Vorkommen gefährdeter TWW-Schneckenarten zu erhalten und zu fördern. Vorhandene Lebensräume werden qualitativ aufgewertet oder vergrössert (z.B. durch Entbuschung, schonende Mahd, Schaffung und Erhaltung von offenen Bodenstellen). Die Schaffung neuer Trockenstandorte (durch Abschürfung der nährstoffreichen Humusschicht) bewirkt, dass das Netz dieser selten gewordenen Lebensräume wieder dichter geknüpft wird. Davon profitieren – nebst vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten – besonders Schneckenhausbienen, welche zusätzlich gezielt gefördert werden (z.B. durch die Förderung von nektarspendenden Pflanzen und durch die Anlage von Saumstreifen).

Projektleitung: Peter Müller, pemurep(at)schneckoschreck.ch

Widderchen

Förderung ausgewählter Widderchen-Arten in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft und Bern, 2021-2024

Die Familie der Widderchen (Zygaenidae) beinhaltet bunte, tagaktive Nachtfalter. Die Bestände einiger Arten dieser Familie haben in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten dramatisch abgenommen und sind dringend auf Schutzmassnahmen angewiesen. Ein Hauptgrund für den Rückgang der Widderchen ist der Verlust an geeigneten Habitaten, einerseits wegen der zunehmenden Verbuschung und andererseits durch die zu intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden.

Im Projekt werden folgende Arten gezielt gefördert:
–  Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta)
–  Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica)
–  Flockenblumen-Grünwidderchen (Jordanita globulariae)
–  Skabiosen-Grünwidderchen (Jordanita notata)

Ziel des Projekts ist es, die noch vorhandenen Bestände einiger seltenen Widderchen-Arten in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft und Bern zu sichern und zu fördern. Dies erfolgt durch die ökologische Aufwertung ihres Lebensraumes und der Optimierung der Bewirtschaftung vor Ort (z.B. durch Entbuschen, Auflichten von Waldbereichen, Anpassung des Mahdzeitpunktes an den Entwicklungszyklus der Arten). Zusätzlich werden die Widderchen begünstigt durch das Ausbringen von geeigneten Futter- und Nektarpflanzen für Raupen und Falter. Auch Trittstein-Gebiete werden aufgewertet (Schaffung von Lichtungen, Waldrandaufwertung, Anlegen von Ruderalflächen) um langfristig die Ausbreitung der Arten zu ermöglichen und Populationen besser miteinander zu vernetzen.

Projektleitung:
–  Kanton Aargau: André Rey, ar(at)andre-rey.ch
–  Kanton Basel-Landschaft: Thomas Stalling, stalling(at)hintermannweber.ch
–  Kanton Bern: Gilles Lauper, g.lauper(at)prona.ch; und Jonas Leuenberger, jonas.leuenberger(at)naturschutzbuero.ch

Ackergelbstern

Ackergelbstern – Artenförderungs- und Wiederansiedlungsprojekt in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt 2020-2024

Der Ackergelbstern (Gagea villosa) kommt in der Schweiz ausschliesslich in extensiv genutzten Kulturlandschaften vor. Man findet ihn in Rebbergen, auf Äckern, an Wegrändern und Bahnböschungen.

Die mehrjährige Zwiebelpflanze verbreitet und vermehrt sich überwiegend durch die Verteilung der Nebenzwiebeln bei der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung. Wegen Nutzungsänderungen wie beispielsweise einer zwiebelpflanzenfeindlichen Rebbergbewirtschaftung (dichte Grasuntersaaten, tiefe Bodenbearbeitung, Herbizideinsatz, Mähen und Mulchen), der Umwandlung von Getreide- zu Maisäckern sowie der Intensivierung der Landwirtschaft (Dünger, Pestizide, Winterbegrünungen) sind die Ackergelbsternbestände stark zurückgegangen und die Art gilt mittlerweile gesamtschweizerisch als stark gefährdet (EN).

Das Gesamtziel des Projektes ist, dass der Ackergelbstern in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt nicht mehr als „stark gefährdet“ eingestuft werden muss. Dafür werden bestehende Populationen mit angepassten Pflegeverträgen erhalten und gefördert. An nahegelegenen, geeigneten sowie ehemaligen Standorten werden durch Zwischenvermehrung und Auspflanzungen neue Populationen gegründet. Die Öffentlichkeit wird über die Aktivitäten und Fortschritte des Projektes informiert mittels Infotafeln und -veranstaltungen. Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren (Unterhaltsdienste, Landwirte, Naturschutzvereine) sorgt dafür, dass das Projekt über lange Zeit erfolgreich zur Förderung des Ackergelbsterns beitragen wird.

Projektleiter: Michael Ryf, ryf(at)unabern.ch

Kleiner Moorbläuling und Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Förderung von Kleinem Moorbläuling und Kreuzenzian-Ameisenbläuling und ihren Futterpflanzen am Oberen Zürichsee und in der Nordwestschweiz 2019 – 2023

Der Kleine Moorbläuling (Maculinea alcon) und der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli) sind zwei sehr ähnliche, vom Aussterben bedrohte bzw. stark gefährdete Falter. Der Kleine Moorbläuling kommt in Streuwiesen und Flachmooren vor, der Kreuzenzian-Ameisenbläuling in trockenen, mageren Wiesen und Weiden.

Wichtigste Massnahme zur Förderung dieser Bläulinge ist die Förderung ihrer Raupen-Futterpflanzen Lungen-Enzian (Gentiana pneumonathe) und Schwalbenwurz-Enzian (G. asclepiadea) bzw. Kreuz-Enzian (G. cruciata).

In beiden Projekt-Regionen Oberer Zürichsee und Nordwestschweiz fanden in den letzten Jahren verschiedene Untersuchungen zum Vorkommen und zu möglichen Schutzmassnahmen für die beiden Bläuling-Arten und ihre Nahrungspflanzen statt. Es zeigte sich, dass Fördermassnahmen dringlich sind. Die gefragten Enzianarten sind konkurrenzschwach und reagieren sensibel auf den Schnittzeitpunkt, Bedrängnis durch Neophyten und aufwachsende Gehölze. In der Nordwestschweiz, wo die Enziane häufig auf Weiden wachsen, werden sie zudem teilweise verbissen. Häufig fehlt die Vernetzung zwischen den (Teil-)Populationen.

Darum werden in den Projektgebieten die Enziane gefördert z.B. durch Spätschnitt, Neophytenbekämpfung, Entbuschen und Ansäen oder Auspflanzen der Enziane. Zudem wird kontrolliert, wie sich die verschiedenen Massnahmen auf die Populationen der Zielarten und auf andere seltene Arten, z.B. Orchideen, auswirken.

Projektleiter Kleiner Moorbläuling am Oberen Zürichsee: Vincent Sohni, sohni(at)quadragmbh.ch

Projektleiter Kreuzenzian-Ameisenbläuling in der Nordwestschweiz: Stefan Birrer, birrer(at)hintermannweber.ch

Abgeschlossene Projekte

Holz-Käfer 2020-2023

Förderung gefährdeter Käferarten im Schweizer Mittelland 2020 – 2023

Schlussbericht 2023: Schlussbericht_Holzkäfer_VAS

Projektbeschrieb von 2020:

Bis heute finden kaum Fördermassnahmen für holzbewohnende Käfer statt, obwohl rund die Hälfte der Arten in der Schweiz gefährdet sind.  Als Holzbewohner sind vor allem die Larven dieser Arten auf stehendes und auch liegendes Totholz angewiesen. Als Käfer ernähren sich dann viele Arten von Nektar. Sie benötigen darum ein gutes Angebot an Totholz und Blüten.

Während dreier Jahre (2016-2018) wurde für den Verein IG Totholzkäfer ein Holzkäfermonitoring in rund 10 privaten und staatlichen Waldparzellen in den Kantonen Bern und Solothurn durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 96 Käferarten nachgewiesen, unter anderem der Beulenkopfbock (Rhamnusium bicolor), der Grosse Augenfleckenbock (Mesosa curculionoides) und der Hirschkäfer (Lucanus cervus), die in der Schweiz vom Aussterben bedroht sind.

Die Nachweise der seltenen Arten aus dem erwähnten Monitoring sind eine gute Grundlage, um auf ausgewählten Parzellen zwischen Biel und Solothurn für folgende 5 Holzkäferarten Fördermassnahmen umzusetzen:
–  Grüner Lindenbock (Saperda octopunctata)
–  Beulenkopfbock (Rhamnusium bicolor)
–  Grosser Augenfleckenbock (Mesosa curculionoides)
–  Zierlicher Widderbock (Xylotrechus antilope)
–  Hirschkäfer (Lucanus cervus)

Die Fördermassnahmen umfassen den langfristigen Erhalt der Brutbäume, die Förderung von geeigneten potentiellen Brutbäumen, Auflichtungen, die Anlage von Krautsäumen an sonnigen Waldstandorten und die Aufwertung von Waldrändern. Zudem werden die Bevölkerung und die Mitarbeitenden des Forstdiensts mit einfachen Bestimmungshilfen, Infotafeln, Vorträgen und Exkursionen informiert und für die ausgewählten Holzkäfer sensibilisiert, so dass die Käfer in Zukunft anstatt als Schädlinge als unverzichtbares Element für das Gleichgewicht des Ökosystems Wald gesehen werden.

Projektleiterin: Lea Kamber, info(at)coleoptera.ch

Sommerwurze 2019-2022

Förderung von seltenen Sommerwurz-Arten und ihren Wirtspflanzen im Kanton Zürich 2019 – 2022

Schlussbericht 2022: Schlussbericht_Orobanche_VAS

Projektbeschrieb von 2019:

Die unscheinbaren Sommerwurz-Arten (lat. Orobanche) sind Parasiten und zapfen zur Energieaufnahme die Wurzeln anderer Pflanzenarten an. Die Hälfte aller in der Schweiz vorkommenden Sommerwurz-Arten sind auf der Roten Liste der Gefässpflanzen. Einige dieser seltenen Arten kommen auch im Kanton Zürich vor. Durch eine gezielte Förderung dieser Sommerwurz-Arten und deren spezifischen Wirtspflanzen sollen sich die Populationen im Kanton Zürich wieder erholen und wachsen können.

Im Rahmen dieses Projektes werden sechs Sommerwurz-Arten und deren Wirtspflanzen durch Aussaaten und Anpassung der Bewirtschaftung gefördert:
– Sand-Würger (Orobanche arenaria) auf Feld-Beifuss (Artemisia campestris)
– Flockenblumen-Würger (Orobanche elatior) auf Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)
– Schlanker Würger (Orobanche gracilis) auf Klee, Hornklee (Trifolium sp., Lotus sp.)
– Gelber Würger (Orobanche lutea) auf Luzerne, Schneckenklee, Honigklee (Medicago sp., Melilotus sp.)
– Violetter Würger (Orobanche purpurea) auf Schafgarbe (Achillea sp.)
– Gamander-Würger (Orobanche teucrii) auf Gamander, Thymian (Teucrium sp., Thymus sp.)

Bis jetzt ist jedoch nur wenig bekannt über den optimalen Aussaatszeitpunkt und -methode. Deshalb werden detaillierte Erfolgskontrollen durchgeführt und aus den Ergebnissen ein Leitfaden zur Förderung von Orobanche-Arten erstellt.

Projektleiter: Hansruedi Schudel, h.schudel(at)naturschutzbuero.ch